Samstag, 6. Mai 2017

Das Dilemma einer Rühr-mich-nicht-an-Exopolitik

(aktualisierte Fassung, 7.5.2017)
                                      

 Auf gute Nachbarschaft!

Robert Fleischer, verdienstvoller Koordinator von Exopolitik Deutschland, hat sich auf einer Podiumsdiskussion der Mufon-Ces in Wien unter anderem über Secret Space Program Whistleblower ausgelassen und sich in seiner strikt ablehnenden Haltung erneut an die alte Totschlagsformel eines Carl Sagan geklammert, nach der "krasse Behauptungen" umso "krassere Belege" erforderten. Ich sage dazu: Getretener Quark wird breit, nicht stark!


Ist es denn wirklich vernünftig zu erwarten, dass die für das exopolitische Forschungsfeld potentiell relevanten Whistleblower hinreichendes Belegmateriel für ihre Behauptungen liefern können? Leidet man nicht selbst unter Realitätsverlust, wenn man es von ihnen (bei Strafe ihrer Nichtbeachtung) einfordert? Es wird doch wohl keiner in Frage stellen wollen, dass wir es in diesem Forschungsfeld mit einer monströsen Geheimhaltungsmaschinerie und einer hohen Dunkelziffer an Unacknowleged Special Access Programs (SAPs) zu tun haben, die es jedem echten Whistleblower praktisch unmöglich machen, über seine unmittelbaren Erfahrungen hinaus den epistemologischen Beweislastforderungen von Schreibtischexopolitikern zu entsprechen. Die ufologische/exopolitische Perspektive wird sich in ihrer strengen methodologischen Selbstbeschränkung also nur dann erweitern können, wenn sie die Zügel etwas lockerer lässt und den Erfodernissen einer informationellen Ausnahmesituation adäquat (d.h. lebensnah) begegnet.

Das steht in keinem Lehrbuch und ist nichtsdestoweniger ein objektives Dilemma, dem man sich nicht mit der berühmten Rühr-mich-nicht-an-Formel Carl Sagans ("Außerordentliche Behauptungen erfordern außerordentliche Beweise") entziehen kann. Jeder einzelne muss sich unbeeinflusst von methodologischen Normativitätssetzungen und Peer-Pressure-Groups diesem Problem selbstverantwortlich stellen. Sich hinter wissenschaftstheoretischen Afterweisheiten zu verstecken, ist keine Lösung des Problems. Das schiebt es nur auf die lange Bank und lässt alle potentiell echten Whistleblower durch einen Apriori-Bannspruch im Regen stehen, noch bevor man der Stimme seines Herzens eine Chance zu geben bereit ist.

Dr. Michael Salla hat in seinen letzten beiden Büchern demonstriert, dass man dabei seinen Verstand nicht an der exopolitischen Garderobe abzugeben braucht. Er schlug dabei einen lebensnahen Kurs zwischen der Skylla der 'Objektivität' und der Charybdis der 'Subjektivität' ein:

"Nevertheless, there are a variety of research tools available to social scientists wanting to evaluate whistleblower or witnesses testimony. Learning about their motivation for coming forward, the sincerity of their claims, their background, any circumstantial evidence supporting them, and cross comparison with other whistleblowers or witnesses are all helpful tools. I used these research tools in my book, ‚Insiders Reveal Secret Space Programs and Extraterrestrial Alliances‘ examining (Corey) Goode’s claims and concluded he was very credible." (Michael Salla)

Wo also, liebe Rühr-mich-nicht-an-Exopolitiker, sind eure guten Gründe, einem Corey Goode (u.a. SSP-Whistleblowern) keinen Glauben zu schenken? Habt ihr euch überhaupt um sie bemüht? Oder anders gefragt: was wäre das Leben, wenn wir den Glauben an unsere Mitmschen lediglich von strenger wissenschaftlicher Normativtätslogik abhängig machen würden? (Von unseren weltanschaulichen Vorbehalten ganz zu schweigen)

Die Unterscheidung zwischen Glaube (im Sinne eines unfundierten "Unterwerfungsaktes") und Wissen (im Sinne von streng objektivitätsbasierten Erkenntnissen) ist viel zu abstrakt und lebensfern, als dass sie die Grauzonen zwischen subjektiven und objektiven Faktoren bei der Aufschlüsselung einer manipulierten (und künstlich limitierten) Quellenlage abbilden könnte. Wer diese Grauzone (die ihren ganz eigenen methodologischen Zugang erfordert) nicht betreten will, beraubt sich jeder Chance, irgendein exopolitisches Rätsel zu lösen und dabei Wirkungstreffer gegenüber dem "Establishment" zu erzielen.

Wer seiner Furcht gegenüber potentieller Desinformation nachgibt und das Vertrauen auf die eigene investigative Spürnase (mit allen dabei unvermeidlichen Risiken) unterdrückt, wird die exopolitische Bewegung nicht weniger lähmen als jene, die aus Selbstüberschätzung heraus ihren Verstand bei der nächstbesten Channeling-Addresse abgeben.

Der Sagansche Bannspruch kam damals wie heute im Gewande eines wissenschafttsheoretischen Vorbehalts daher. In meinen Augen war er nie mehr als die Verschleierung der eigenen Angst und Verzagtheit.




Robert Fleischer hat zu meiner Kritik in einem Youtube-Kommentar Stellung bezogen und abermals am eigentlichen Problem vorbeigeredet:
"Die Grenze zwischen Glauben und Wissen ist für mich keineswegs abstrakt, sondern unbedingt erforderlich, um echten Journalismus zu machen. Es ist ja nicht so, dass man nicht über unbekannte oder zweifelhafte des Sachverhaltes berichten könnte, aber dann sollte man auch genau angeben, dass es keine validen Quellen gibt. Einfach die Aussagen mehrerer vorgeblicher Whistleblower miteinander zu vergleichen, Die sich unter einander durchaus kennen können, ist keine akzeptable Herangehensweise." (Exopolitik/Robert Fleischer)
In meiner Erwiderung versuchte ich dann noch einmal deutlicher zu machen, dass es hier nicht so sehr darum geht, was Robert Fleischer und wir alle zusammen uns gerne wünschten und welche Lieblingsrollen wir auf diesem Planeten einnehmen wollen.

"Die entscheidenden Lücken einer künstlich limitierten Quellenlage vermögen Deine Anstrengungen als echter Journalist niemals zu schließen. Auch hundert zusätzliche Mitarbeiter würden daran nichts ändern. Wir sind daher alle ESSENTIELL auf Whistleblower-Zeugnisse angewiesen, wenn wir aus dieser beschissenen Lage so schnell wie möglich herauskommen wollen. Und diese faktische Zwangslage, ob einem das nun als echter Journalist (der Du bist!) schmeckt oder nicht, erfordert Zugeständnisse bei Methodologie und Beweislastforderung. Das liegt in der Natur der Sache. Es ist nicht der selbstherrlichen Willkür einer laxen Quellenkritik geschuldet. Es ist die Bereitschaft, sich einer Situation zu stellen, die einem nolens volens etwas andere Spielregeln auferlegt, als die man eigentlich spielen möchte. Die Beweisnot des Whistleblowers ist etwas zu ERWARTENDES! WIR müssen uns hier mehr bewegen als der Whistleblower! Es ist die Bereitschaft, einen Teil des Risikos mitzutragen, weil hier einfach zuviel [für die Menschheit] auf dem Spiel steht. - Wir sind hier unten nicht inkarniert, um uns in irgendwelchen restriktiven Rollenverständnissen (echter Journalist, echter Wissenschaftler, etc.) zu erschöpfen. Wir sind hier, um selbstverantwortlich und mit Augenmaß DEBÜTANTE Wege zu gehen. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt." (Fibonacci Sucks/Mirko Ottmann)

Ein Michael Salla spielt in seinen Büchern mit offenen Karten und behauptet an keiner Stelle, dass genügend Beweise vorlägen, um den strengen Maximalforderungen journalistischer/wissenschaftlicher Arbeitsnormen zu entsprechen. Sich an dieser situationsbedingten Beweisnot dogmatisch aufzuhängen und auszublenden, dass dieser exopolitische Informationskrieg gar nicht unter journalistischen Laborbedingungen gewonnen werden kann, trägt in meinen Augen fast schon autistische Züge. 

Die Äußerungen Robert Fleischers in Richtung Secret Space Program Whistleblower-Zeugnisse waren bisher geprägt von tendenziösen bis abfälligen Bemerkungen und Rubrizierungen ("irre", "Bullshit", etc.). Selbst das pittoreske Erscheinungsbild der Website von Corey Goode musste einmal herhalten, um beim Publikum Verdacht zu erregen. Warum hat er das nötig? - Eine Quelle als journalistisch "unvalide" einzustufen, ist kein Freibrief, sie coram publico lächerlich erscheinen zu lassen und damit (ob nun beabsichtigt oder nicht) affektiven Einfluss auf die noch Uninformierten zu nehmen. Ich glaube daher keine Sekunde, dass es nur die Selbstbeschränkung journalistischer Arbeitsweise ist, die hier einer Annäherung im Wege stünde. Die Inhalte als solche scheinen hier den ersten weltanschaulichen/emotionalen Anstoß zu erregen, und dieser legitimiert und rationalisiert sich dann mit den "Erfordernissen journalistischer Arbeitsweise". Anders vermag ich es nicht zu erklären, wie sich Robert Fleischers tendenziöse Werturteile mit der oben eingenommenen distanziert-professionellen Haltung auf so "unschuldige" Art verquicken können.

Zu Robert Fleischers methodenkritischem Vorhalt, dass das "einfache" Aufzeigen (als ob es sich darin erschöpfen würde!) von Übereinstimmungen in den Aussagen mehrerer SSP-Whistlblower "nicht akzeptabel" sei (er hat nicht 'irrelevant' gesagt), will ich Michael Salla das Wort geben, der in der Einleitung zu seinem Buch Insiders Reveal Secret Space Programs & Extraterrestrial Alliances über die Legitimität seiner investigativen Herangehensweise Rechenschaft ablegt:

"Carl Sagans Diktum 'Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise' ist nicht zweckdienlich, wenn wir es mit Behauptungen von Whistleblowern über geheime Raumfahrtprogramme zu tun bekommen. Diese Programme berühren die vitalen Interessen der Nationalen Sicherheit, stehen unter hochgradiger Geheimhaltung und sind bei Veröffentlichung von Dokumenten, die ihre Existenz beweisen würden, ... mit scharfen Sanktionen belegt. Die 'außergewöhnlichen Beweise', die von einem Sagan verlangt werden, sind nichts, was man von Rechts wegen in seinem Besitz haben (geschweige denn mit einer dritten Partei teilen) kann, um damit die Behauptungen eines Whistleblowers zu beweisen. Selbst der Austausch von "außergewöhnlichen Beweisen" mit einem U.S.-Kongressangehörigen zwecks weiterer Untersuchungen würde nicht ausreichen, da die Kongressmitglieder dann ein Sicherheits-Briefing erhielten und nach geltendem Gesetz verpflichtet wären, nicht über diese 'Beweise' zu reden oder auch nur darüber zu lügen.

Ein angemessenerer Recherche-Leitspruch, der hier Anwendung finden soll, lautet: 'Außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Untersuchungen.' ... Dieser investigative Zugang ist mehr für eine gerichtliche als für eine greifbare wissenschaftliche Untersuchung geeignet. Wenn vor einem ordentlichen Gericht Dokumentierung oder fassbare Beweise fehlen, wird der Schwerpunkt auf Augenzeugen mit ihrer unmittelbaren Erinnerung an wirkliche Ereignisse oder Erfahrungen gelegt. Der Richter und die Jury werden dann Qualifikation, Charakter, Aufrichtigkeit und Widerspruchsfreiheit (etc.) der Zeugen bewerten." (p.7) [Herv. v. mir]
Mit Michael Relfe, Randy Cramer, Corey Goode, Tony Rodrigues und William Tompkins haben wir nun bereits eine stattliche Phalanx von SSP-Whistleblower-Persönlichkeiten, die in ihren (sehr wohl verhandlungsrelevanten) inhaltlichen Übereinstimmungen von keiner exopolitischen Jury mehr unter methodenkritischen Vorwänden ignoriert werden können. Wer dieser Verhandlung fern bleibt und sich der verdammten Pflicht und Schuldigkeit entzieht, zu einer nicht zuletzt menschlichen Einschätzung dieser Quellen zu kommen, sollte dies weniger mit der Exopolitischen Community als mit seinem eigenen Gewissen ausmachen.



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